Frostharte Agaven und Kakteen

Opuntia engelmannii (Bild: Stan Shebs/wikimedia.org)

Trockenheitsresistente Pflanzen werden aufgrund der mittlerweile auch in der Pfalz öfter vorkommenden Dürreperioden immer beliebter. Während beispielsweise Yuccas bereits häufig in Pfälzer Gärten und Grünanlagen ausgepflanzt werden, sind Agaven und Kakteen noch ein relativ seltener Anblick. Zu Unrecht, denn es gibt eine ganze Reihe ausreichend frostharter Kandidaten. Wie bei den Yuccas stammen alle geeigneten Sorten aus Nordamerika, vielfach teilen sich die besonders frostharten Sorten gemeinsame Lebensräume.

Soll die Auspflanzung von Agaven und Kakteen ein Erfolg werden, müssen vor allem drei Faktoren berücksichtigt werden: Die richtige Wahl von Standort, Substrat sowie die Auswahl geeigneter Arten.

Standort

Was die Wahl des Standortes angeht, gilt die Faustregel: Je sonniger, desto besser. In ihrer Heimat, die bei vielen Arten in den südwestlichen Bundesstaaten der USA liegt (Texas, New Mexico, Utah, Colorado, Arizona), findet man die sukkulenten Pflanzen in rauen Gebirgsgegenden und Halbwüsten. Dort kann es im Winter richtig frostig werden – gleichzeitig ist es aber meist auch sonnig und trocken. Winterliche Kälte kombiniert mit Feuchtigkeit, wie es für Pfälzer Winter typisch ist, kennen diese Pflanzen nicht. Daher sollte man ihnen so weit wie möglich entgegenkommen und ihnen im Garten einen möglichst sonnigen Standort mit exzellenter Entwässerung anbieten. Ebenfalls sehr gut geeignet ist ein trockener, sonniger Standort an einer Hauswand unter einem Dachvorsprung.

Substrat

Will man ein Sukkulentenbeet anlegen, hebt man den Boden zuerst mindestens 50 cm tief aus. Sollte der Boden darunter verdichtet sein, wird er aufgelockert, um ein gutes Abfließen des Regenwassers zu ermöglichen. Dann wird eine mindestens 10 cm hohe Drainageschicht aus Kies aufgebracht. Auf diese wiederum füllt man das eigentliche Substrat des Sukkulentenbeets. Dieses kann man sich leicht selbst anmischen, teure Kakteenerde ist hierfür nicht erforderlich. Als gut geeignet erwiesen hat sich folgende Kombination: je 1/3 Gartenerde, Sand und Kies. Den Wurzelballen der Pflanzen setzt man dann zur Hälfte in dieses Substrat, die obere Hälfte füllt man wiederum mit Kies auf. Dies hat den Sinn, Fäulnis  an den Pflanzen zu vermeiden.

Welchen Kies man verwendet, ist Geschmackssache. Weißen Marmor-Kies würde ich persönlich vermeiden, da er nicht nur unnatürlich wirkt, sondern auch schnell Moos ansetzt und unansehnlich wird. Zur Auflockerung des Beetes kann man es leicht hügelig anlegen. Große Steine zwischen den Pflanzen wirken dekorativ und geben nachts die tagsüber gespeicherte Sonnenwärme an die Pflanzen ab.

Kakteen-Arten

Bei den Kakteen bieten sich insbesondere verschiedene Arten aus der Familie der Opuntien an. Während die im Mittelmeerraum verwilderte Sorte Opuntia ficus-indica in der Pfalz nicht ausreichend frosthart ist, gibt es optisch sehr ähnliche Arten mit den typischen großen „Ohren“, die eine sehr gute Frosthärte vorweisen können. Diese sind dank ihrer großen Triebe sehr dekorativ und können in wenigen Jahren stattliche Gruppen bilden, die leicht über einen Meter hoch und breit werden können.

Eine bekannte, erprobte und sehr frostharte Sorte ist Opuntia engelmannii mit ihren großen, ovalen Trieben. Ähnlich frosthart, aber weniger bekannt ist Opuntia orbiculata. Ihre Triebe werden sogar noch etwas größer und sind kreisrund. Opuntia cacanapa ellisiana bildet sehr große und recht dicke Triebe, zudem hat sie eine Besonderheit zu bieten: Ihre Triebe weisen fast keine Stacheln auf – ein echter Vorteil bei der Gartenarbeit. Etwas kleiner als die zuvor genannten Sorten – sowohl was die Größe der Triebe als auch die Gesamthöhe angeht – bleibt Opuntia phaeacantha.

Ein völlig anderes Erscheinungsbild als die gerade beschriebenen Ohrenkakteen bietet Cylindropuntia imbricata. Wie der Name schon andeutet, bildet diese Sorte zylindrische Triebe aus, die sich dicht verzweigen. So entstehen mit der Zeit stattliche Büsche, die eine Höhe von bis zu 2 Metern erreichen können.

Im Sommer begeistern die Opuntien mit tollen, großen Blüten in verschiedenen Farben (meist orange, gelb oder rot). Auf die Blüten folgen Kaktus-Feigen. Diese sind essbar und schmackhaft, je nach Sorte unterscheidet sich die Größe und damit auch der Nutzwert.

Alle Opuntien-Arten sind extrem pflegeleicht – außer dem gelegentlichen Entfernen abgestorbener Alt-Triebe bedürfen sie keinerlei Aufmerksamkeit. Opuntien können über die in den Früchten enthaltenen Samen vermehrt werden, einfacher und schneller ist allerdings die Vermehrung über Ableger. Dazu entfernt man einfach einen Trieb von der Pflanze, lässt die Schnittstelle ein paar Tage trocknen und steckt den Trieb dann in einen Topf mit trockener Erde, wo er recht schnell Wurzeln bildet.

Agaven-Arten

Als Kübelpflanze ist in der Pfalz oft Agave americana zu finden. Diese Agave ist – ähnlich wie zuvor erwähnt Opuntia ficus-indica – im Mittelmeerraum verwildert, weshalb immer wieder Ableger aus dem Urlaub ihren Weg in Pfälzer Höfe finden. Die schnellwüchsige Art ist leider nicht sonderlich frosthart (bis ca. -10 Grad), weshalb Auspflanzversuche mit dem Kübel entwachsenen Exemplaren meist nicht lange erfolgreich bleiben. Wer sein Sukkulentenbeet mit Agaven bereichern möchte, hat aber zum Glück deutlich robustere Alternativen.

Eine der bekanntesten ist Agave Neomexicana. Diese mittelgroße Agaven-Art bildet dichte Rosetten aus blau-grünen Blättern und kann im Durchmesser bis zu 80 cm erreichen. Sie ist äußerst frosttolerant (bis ca. -20 Grad), benötigt aber wie fast alle Agaven im Winter einen absolut trockenen Standort, um ihre volle Frosthärte entfalten zu können. Dazu wählt man entweder einen Standort nahe der Hauswand unter einem Vordach oder bringt in der Zeit von November bis März einen Regenschutz an. Noch etwas robuster und toleranter gegen winterliche Nässe ist die optisch recht ähnliche Agave megalacantha. Beide genannten stammen wahrscheinlich aus der Familie von Agave parryi – die ihnen auch optisch sehr ähnlich sieht und sich ebenfalls für das Sukkulentenbeet anbietet.

Mit Abstand die größte frostharte Agave, die sich für die Pfalz anbietet, ist Agave ovatifolia. Dieser silber-graue Gigant kann eine Wuchshöhe von knapp einem Meter und einen Durchmesser von über einem Meter erreichen.

Vermehren lassen sich Agaven am besten über Ableger, die rund um die Pflanze aus dem Boden sprießen. Diese lassen sich leicht mit einem Messer entfernen und ähnlich wie bei den Kakteen beschrieben in einem Topf neu bewurzeln.


Weitere Bilder:

Agave neomexicana ((Bild: Feloidea/wikimedia.org)
Opuntia cacanapa ellisiana in Ludwigshafen
Cylindropuntia imbricata (Bild: Karelj/wikimedia.org)
Opuntia phaeacantha in Ludwigshafen